In diesem Jahr wird die Regenbogenflagge wieder auch von außen sichtbar am Schulgebäude angebracht werden. Der nachfolgende Artikel wurde verfasst durch eine Schülerin anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie.

Homosexualität ist heutzutage nichts Neues. Seit Jahrhunderten gibt es immer mehr Menschen, die sich in der Öffentlichkeit als Mitglieder der LGBT*IQ-Community outen. Allerdings gibt es immer noch viele Länder, in denen homosexuelle und transidente Personen besonders stark diskriminiert werden, auch in Europa. Ein Beispiel ist Polen. In diesem Land werden Menschen, die sich der LGBT*IQ-Community zugehörig fühlen, nicht nur häufig von ihren Mitmenschen beleidigt oder gar verprügelt, sondern auch von der Kirche massiv ausgegrenzt. Polen ist ein sehr katholisches Land, die Kirche ist also ein wichtiger Ort der Begegnung und Teil der Gesellschaft. 2020 wurden sogar von einer homophoben Volksinitiative in den Kirchen Unterschriften für eine Anti-LGBT-Kampagne gesammelt, von welcher sich der polnische Erzbischof offiziell distanzierte¹. Ein gutes Zeichen, dennoch ohne große Auswirkungen auf die katholische Bevölkerung.

Des Weiteren hat sich der polnische Präsident Andrzej Duda in seinem Wahlkampf offen gegen sexuelle Minderheiten geäußert. „Man versucht, uns einzureden, das seien Menschen, aber das ist ganz einfach eine Ideologie“². Ich persönlich finde es sehr erstaunlich, dass der Präsident so etwas in der Öffentlichkeit sagt und danach trotzdem gewählt wird. Polen hat in der jüngeren Vergangenheit gesellschaftlich und politisch in der Bekämpfung von Diskriminierung einen starken Rückschlag um etwa 15 Jahre erlitten. Rund 100 Gemeinden haben sich zu "LGBT-Ideologie-freien"-Zonen erklärt. Rechtlich gesehen hat es keine Auswirkungen, es ist aber ein Zeichen der Intoleranz. Die Bewohner*innen solcher Gemeinden behaupten, dass sie dadurch die Sexualisierung kleiner Kinder sowie die Verbreitung von Pornografie verhindern werden. Diese Rückschlüsse sind keineswegs nachvollziehbar.

Durch diese strategische Entmenschlichung der queeren Bevölkerungsgruppe entstehen bei vielen Mitgliedern der LGBT*IQ-Community psychische Probleme.

Viele queere Menschen befürchten, dass sie bald im gesamten Land unerwünscht sind. Die Situation für sie ist in Polen laut dem Rainbow Ranking der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, and Intersex Association (ILGA-Europe) so schlecht wie in kaum einem anderen europäischen Land³. Es gibt keine „Ehe für alle“ und auch die Möglichkeit für eingetragene Lebenspartnerschaften ist nicht gegeben. Die Paare werden in mehr als 400 Sachverhalten schlechter behandelt. Sie haben keine Chance, sich für ihre Rechte einzusetzen. Demonstrationen werden häufig durch Gegendemonstrationen oder von Sicherheitsbeamten zuweilen gewalttätig gestört. Wenn man als homosexuelle Person in Polen aufwächst, hat man auch noch im Jahr 2021 ein sehr schwieriges Leben.

Ich bin in diesem Land geboren und kann es nicht glauben, wie sich mein Heimatland entwickelt. Ich verstehe die Haltung der dort lebenden Menschen nicht. Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt, es passiert einfach. Außerdem ist durch die Menschen, die zur LGBT*IQ-Community gehören, die Welt bunter und interessanter. Es wäre langweilig, wenn jeder Mensch gleich wäre. Die Vielfalt der Menschen bereichert uns alle.

Am heutigen internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) möchten wir als Schule, die seit 2014 ein Austauschprogramm mit dem Gimnazjum Nr. 60 in Posen verbindet, ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt und Offenheit setzen. Deshalb hissen wir stolz auf unserem Schuldach Flaggen der LGBT*IQ-Community.

Geschrieben von Amelia Dubinska (11. Jahrgang), mit Unterstützung von Kara-Arietta Lissy (Lehrkraft)

Fußnoten:
¹ https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-09/gleichstellung-homosexuelle-polen-erzbischof-anti-lgbt-kampagne-bischofskonferenz?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
² https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/praesidentenwahl-in-polen-der-kampf-gegen-lgbt-als-thema-16816717.html
³ https://ilga.org/ilga-europe-joint-statement-poland-sept2020