Erstmals unter der alleinigen Regie von Helmut Meyer wurde Shakespeares "WAS IHR WOLLT" sehr frei interpretiert. Ebenso ein Novum war das Mitwirken des WvS-Chores.
Ein Zwillingspaar erleidet Schiffbruch und sorgt in Illyrien für reichlich Verwirrung. Die Gefühle der Bewohner dieses Landes werden durcheinandergebracht. Trotz vieler Verwirrungen, Verwechselungen, Anfeindungen und trotz eines Kampfes kommt es schließlich zum Happy-End.
Berichte der Goslarschen Zeitung, Fotos und die Liste der Mitwirkenden finden Sie hier.
Artikel der GZ vom 03.11.1992 über den Theater-Workshop :
Theatergruppe des Siemens-Gymnasiums schloss Probenwoche im Bündheimer Schloss ab
"Die Typen nennen mich Friteuse in der Kiste"
BÜNDHEIM. "Auf die Bühne" ruft Helmut Meyer. Fünf Schauspieler der Theatergruppe des Werner-von-Siemens-Gymnasiums kommen seiner Aufforderung nach. Mit gelben Reclam-Heftchen bewaffnet, proben sie die nächste Szene des Stücks "Was ihr wollt" im Bündheimer Schloss.
Vier Tage lang verbrachte die Gruppe jeden Vormittag im Schloss, um ihre nächste Aufführung einzustudieren. "Anders wäre es gar nicht möglich", meinte Tine Hahn. Schließlich wäre sehr viel Text zu lernen. Die Hausaufgaben mussten die Theatermitglieder aber trotzdem machen.
Auf der Bühne waren die Akteure derweil voll in Aktion. Während sie spielten, wurden ständig Veränderungen am Text vorgenommen oder neue Requisitenvorschläge gemacht. Eine Urinflasche, eine Zwangsjacke, und Tröten wurden beispielsweise noch gebraucht. Diese Ausstattung lässt schon ahnen, dass "Was ihr wollt" an die Erfolge früherer Stücke der Siemensschüler anknüpfen wird.
Auch ein witziger "Unfall" wurde sofort ins Programm genommen. In einer Situation stellte sich Diener Malvalio, er soll eventuell "Ravioli" getauft werden, versehentlich mit seinem Stuhl auf den Fuß eines Hausmädchens. Großes Gelächter im Rittersaal war die Reaktion. "Notieren", bat Helmut Meyer und Maren Schrader schrieb sich die Szenenerweiterung sofort in ihr Heft. Während der Aufführung wird sie die Souffleuse sein. "Die Typen hier nennen mich die Friteuse in der Kiste", schmunzelte sie.
Ein Stück von William Shakespeare als Vorlage zu nehmen, war eine Anregung von Christian Klie. Helmut Meyer hatte selbst geschriebene Werke als Alternative. "Die Findung des Stücks ist am Anfang schwer", berichtete er. Am besten wären Werke, die viele Rollen, aber keine alleinstehende Hauptrolle hätten. In einer Abstimmung entschloss sich dann die Theatergruppe für den englischen Klassiker. Sechs neue Schauspieler sind dieses Mal dabei. Einer von ihnen ist Arne Jacobi. Die Arbeit macht ihm "echt Spaß". "Die Atmosphäre hier ist total witzig", schilderte er. Dadurch, dass die Vorlage frei bearbeitet werde, könnten sich die Darsteller auch selbst einbringen.
Die Freiheit der Bearbeitung zeigte sich auch in den ersten Kostümvorschlägen. Graf Orsino wird in goldene Leggings gesteckt. Er soll tuntenhaft wirken.
Auch die Textbearbeitung ist nach der Probenwoche noch nicht abgeschlossen. "Im Laufe der Zeit kommen noch Sprüche hinzu", verriet Tine Hahn.
tp
Artikel der GZ vom 29.05.1993 über das aufgeführte Stück in der aula des "Werner":
Theaterspielende Siemens-Gymnasiasten zeigten "Was ihr wollt" wie sie wollten
Leichtbeschürzte Trauernde und Herzog mit Nagellack
BAD HARZBURG. Bei bewegter See rammt die MS Titanic ein Fass mit radioaktivem Müll, auf dem der Grüne Punkt zu sehen ist. Das Schiff sinkt und das Zwillingspaar Viola und Sebastian, das mit an Bord war, wird an unterschiedlichen Orten von Illyrien an Land gespült. Recht ungewöhnlich begann das Stück "Was ihr wollt", das die Theatergruppe des Werner-von-Siemens-Gymnasiums aber auch sehr frei nach William Shakespeare dreimal vor vollbesetztem Haus aufführte.
"Twelfth Night, or what you will", so lautet der Originaltitel, ist eine Komödie in fünf Akten, die Shakespeare um 1600 schrieb. Das Lustspiel handelt von Orsino, dem Herzog von Illyrien, der sich in schwärmerischer Liebe zur Gräfin Olivia verzehrt, die ihn aber nicht erhören will, da sie gelobt hat, sieben Jahre lang den Tod ihres Bruders zu betrauern.
Das Stück wurde von den Schülern natürlich nicht in der ursprünglichen Form belassen. So wurde Orsino (Torge Hoffmann) als Tunte zurechtgemacht. Mit getigerten Strumpfhosen, Stöckelschuhen, Löckchen und lackierten Fingernägeln wirkte er betont anders: "Komm hasch mich, ich bin der Frühling."
Olivia (Katharina Volk) war als Trauernde ungewöhnlich leicht bekleidet und zog fortwährend Grimassen. Bei seinen Auftritten ist Orsino mehr in das Verliebtsein verliebt als in die umworbene Dame, und Olivia kann ihr künstliches Trauerzeremoniell nur aufrechterhalten, weil ihr die wahre Liebe noch nicht begegnet ist.
Um die beiden allmählich aus dieser Sackgasse zu führen, bedarf es der Ankunft Violas (Andrea Hille), die ihren Zwillingsbruder bei einem Schiffbruch verloren zu haben glaubt und als Page Cesario verkleidet in den Dienst des Herzogs tritt. Als Liebesbote Orsinos, der eine tiefe Zuneigung zu dem vermeintlichen Knaben gefasst hat, erweckt Cesario in Olivia eine spontane Liebe. Nun entfaltet sich ein schwer zu durchschauendes Spiel der Verkennung und Täuschung. In immer neuen Begegnungen mit Olivia entfaltet sich die Komik dieser Dreieckskonstellation. Während Olivia immer unverstellter ihre Gefühle ausspricht, gewinnt Viola durch ihre Verkleidung den nötigen Raum, ihre Liebe zu Orsino in Andeutungen auszudrücken.
Wichtig und originell sind in dieser Komödie auch die komischen Nebenfiguren und die mit ihnen verbundenen Handlungen, die in Shakespeares Stück einen breiten Raum einnehmen. Da ist zum einen der Junker Christoph von Bleichenwang (Florian Hoffmann), sowie Junker Tobias von Rülp (Mathias Ude) und Maria, Olivias erstes Kammermädchen (Andrea Hanke), die mit dem steifen und unfreiwillig komischen Haushofmeister Malvolio (Sören Kube) ihren Schabernack treiben, und schließlich die beiden Narren (Tatjana Schloer und Jessica Neugebauer), die die Torheiten ihrer Mitmenschen ebenso weise wie witzig kommentieren.
Auch bei diesen komischen Figuren findet sich das Motiv der Täuschung wieder, vor allem bei Malvolio, der sich für einen würdigen Bewerber seiner Herrin hält. Die Szene, in der ihm Maria einen fingierten Liebesbrief Olivias zuspielt, gehört mit zu den komischen Höhepunkten der Komödie.
Am Ende werden jedoch alle Täuschungen durch Klarheit beseitigt. So erklärt Olivia ihrem Haushofmeister, dass der Brief nicht von ihr stamme, sondern gefälscht wurde: "Armer Malvolio, da haben sie dich aber verarscht." Dieser wird darauf aber sofort von neuem Tatendrang erfasst und sinnt auf Vergeltung: "Ich räche mich an euch Pack! Wo ist meine Kettensäge?" So werden dann auch die Paare Orsino und Viola, Sebastian und Olivia, Tobias und Maria glücklich vereint.
Ein Novum dieser Theateraufführung war die Mitwirkung des Chores am Werner-von-Siemens-Gymnasium unter der Leitung von Manfred Schmidt. Auch Helmut Meyer erhielt anerkennenden Applaus. Er führte in diesem Jahr erstmals allein die Regie.
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Personen und Darsteller: | |
Neptun | Raffael Romani |
Orsino, Herzog von Illyrien | Torge Hoffmann |
Sebastian, ein junger Edelmann, Violas Bruder | Fares Rahabi |
Antonio, ein Schiffshauptmann, Sebastians Freund | Kai Lindemann |
Curia, Bedienerin des Herzogs | Anja Benne |
Junker Tobias von Rülp, Olivias Neffe | Mathias Ude |
Junker Christoph von Bleichenwang | Florian Hoffmann |
malvolio, Olivias Diener | Sören Kube |
Fabio, in Olivias Diensten | Anja Benne |
Der erste Narr | Tatjana Schloer |
Der zweite Narr | Jessica Neugebauer |
Olivia, eine reiche Gräfin | Katharina Volk |
Viola / Cesario, Zwillingsschwester von Sebastian | Andrea Hille |
Maria, Olivias erstes Kammermädchen | Andrea Hanke |
Josepha, olivias zweites Kammermädchen | Caroline Krumme |
Gerichtsdiener / Träger | Marc Heyke Martin Zosel |
Weitere Mitwirkende: | Der Chor des Werner-von-Siemens-Gymnasiums unter Leitung von Manfred Schmidt |
Skript und Souffleuse: | Maren Schrader |
Technik: | |
Beleuchtung: | Jan Hartmann |
Spot: | Helge Henning |
Ton: | Christoph Leifer |
Kostüme: | Mehtap Poyraz, Melanie Oelkers, Alexandra Schubert unter Anleitung von Frau Eberhardt |
Maske: | Sonja Kühne, Kerstin Göbel |
Regie: | Helmut Meyer |