Die drei Wochen USA-Austausch, an denen ich gemeinsam mit 22 weiteren Schülern und Schülerinnen teilnehmen durfte, waren gelinde gesagt fantastisch.

New York bei NachtDie Vereinigten Staaten, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und der Wolkenkratzer. Es war eine beeindruckende Erfahrung bei Nacht auf dem Empire State Building zu stehen und auf das sich in der nächtlichen Dunkelheit unter einem ausbreitende Meer des Lichts und Lebens zu blicken. Diese Erfahrung entschädigt einen für die gefühlten fünf Stunden Schlange stehen, um mit vielen anderen Touristen in einen klaustrophobisch engen Aufzug gequetscht zu werden. Aber gerade dieser Kontakt mit Menschen war es, der diesen Austausch ausmachte und mir in Erinnerung bleiben wird. Denn der Austausch von Kultur und Freude untereinander macht diese drei Wochen in den USA so besonders, dass es sich lohnte zehn Stunden Hin- und neun Stunden Rückflug in den fürchterlich engen Sitzen eines Flugzeugs zu ertragen. Na ja, ob es der baldige Rückflug wert war? – Ich hätte auch noch länger bleiben mögen….

Nachdem wir von unseren Austauschpartnern abgeholt worden waren, drängelten wir uns in einen dem Klischee entsprechenden kanariengelben Schulbus und versuchten, noch erschöpft von der Reise, zu realisieren, dass wir uns jetzt für drei Wochen auf der anderen Seite des Atlantiks im Land des Fastfoods und der Baseballspiele befinden.

Nach einem Besuch in der Cheesecake Factory zusammen mit meiner Austauschfamilie, in der ich zum ersten Mal einen richtigen, extrem sättigenden, Hamburger verzehrte, fiel ich in der Ankunftsnacht todmüde in mein Bett.

Mit Sandwiches und Entdeckerwillen gewappnet, begaben wir uns am nächsten Tag alle in die Upper Moreland High School. Gebannt verfolgten wir das sieben minütige Homeroom-Ritual, das die amerikanischen Schüler jeden Morgen über sich ergehen lassen müssen. Dabei wird nicht nur die Anwesenheit festgestellt, sondern auch der Eid auf die amerikanische Fahne (aus dem Lautsprecher) in Patriotenpose angehört.

Den ersten Nachmittag verbrachten die meisten Austauschpartner in einem Baseball-Stadion, während ich die überwältigenden Dimensionen einer Shopping-Mall auf mich wirken ließ.
Im-Baseballstadion

Das US-amerikanische Schulsystem beeindruckte mich durch seine extreme Monotonie einerseits, jeden Tag dieselben Fächer in der gleichen Reihenfolge bei denselben Lehren und andererseits seines Facettenreichtums, denn Fächer wie Töpfern oder Marching Band sind an unseren gewöhnlichen Schulen eher selten. Die Nachmittage verbrachten oft fast alle Austauschschüler zusammen, ob mit Laser-Tagging, das mir aufgrund meiner Rot-Grün-Blindheit besondere Freude bereitete, da die Teams in rote und grüne Westen gesteckt wurden. Oder wir waren in einem der Einkaufszentren oder einfach bei irgendwem zu Hause.

Neben unserem dreitägigen Besuch in der Megastadt New York, die uns durch ihre gewaltigen Wolkenkratzer, das Gemisch unterschiedlichster Menschen und die endlosen Möglichkeiten all sein Geld auszugeben, schier den Atem verschlug, waren Junior-Prom und das Maifest der US-amerikanischen Erzgebirge-Stiftung zwei weitere Höhepunkte des Programms. Die Vorbereitungen für den Schulball der Elftklässler (Junior-Prom) liefen schon seit Ewigkeiten; lange bevor wir überhaupt nach Amerika kamen, hatte man begonnen, sich den richtigen Anzug oder das Traumkleid auszusuchen und dieses dann auch noch farblich mit seinem Tanzpartner abzustimmen. Die richtigen Ohrringe wurden gekauft und ein mehrstündiger Friseurbesuch gebucht, um auch ja die perfekte Turmfrisur zu haben. Als Außenstehendem erschien mir der ganze Wirbel ein bisschen seltsam, aber ich fand es spannend und schließlich war ich dort um amerikanische Kultur zu erleben. Also ließ ich mich überreden, kurzfristig noch eine Anzughose zu kaufen und doch nicht in Jeans und Jackett zum Prom zu gehen. Am großen Tag schließlich, nachdem mein Austauschpartner seine Fliege nach einer Stunde vor dem Spiegel fertig gebunden hatte, machten wir uns auf den Weg. Nein, nicht etwa zum Ball, sondern zur Fotosession im Garten zusammen mit einem Haufen weiterer Prom-Teilnehmer(innen). Mein Rücken vom ewigen Stehen und mein Mund vom Dauerlächeln verkrampft, aber in der Gewissheit, gerade etwas einmalig Amerikanisches zu erleben, begaben wir uns endlich zum Ball, um zu tanzen.

Das Maifest ist eine Veranstaltung für alle Schüler der Upper Moreland High School, die Deutsch haben, „Die Sprache der Meister“, wie sie von der Deutschlehrerin Frau Tallman genannt wird. Das Fest bestand für uns hauptsächlich aus einem nahezu deutschen Mittagessen mit Sauerkraut, Schnitzel und Klößen, weiterhin aus Fußball, Brezeln mit Senf, einer Tanzstunde, während der wir Discofox, Blues und Chachacha zu erlernen versuchten, sowie Birchbier, einer Art Malzbier mit Zahncreme-Geschmack. Insgesamt war es ein äußerst witziger Tag.

White-House-in-WashingtonLeider waren die drei Wochen irgendwann auch wieder zu Ende und nach einer Abschlussparty und einem tränenreichen Abschied am nächsten Morgen setzten wir uns alle wieder in einen jener gelben Busse, mit denen wir angekommen, viele von uns täglich zur Schule gefahren waren und alle einen Ausflug nach Philadelphia gemacht hatten.

Diese drei Wochen waren voller Leben und neuer Erfahrungen, sodass es schwierig möglich ist, sie auf einen Text zu reduzieren. Aber ich glaube, ich kann sie ziemlich gut mit einem Wort beschreiben – fantastisch!